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Was bringt Meditation

Silke Tsafrir • Apr. 15, 2024
Neulich sagte meine Tochter: ”Mama, ich finde Meditation langweilig, da sitzt man ja nur rum.” 

Das fand ich spannend, und es hat mich motiviert, zu erklären, weshalb Meditation überhaupt nicht langweilig ist, was mir Meditation bringt und was meine persönlichen Beweggründe sind, zu meditieren und fast jeden Morgen früher aufzustehen als der Rest der Familie. 
Meine Gedanken dazu möchte ich hier mit Dir teilen und gebe Dir zunächst ein paar generelle Informationen zu Meditation. 

Was ist Meditation?
Meditation gilt als spirituelle, jahrtausendealte Praxis und ist ein integraler Bestandteil vieler religiöser und spiritueller Traditionen auf der ganzen Welt, einschließlich des Buddhismus, Hinduismus, des Christentums und des Islam und anderer Traditionen. Hier wird Meditation oft als Mittel zur spirituellen Erleuchtung oder zur Vertiefung der Verbindung mit dem Göttlichen praktiziert.

Spätestens seit Ende der 70er Jahre wird Meditation auch zunehmend von Menschen unabhängig von religiösen oder spirituellen Überzeugungen praktiziert, einfach als Werkzeug zur Stressbewältigung, zur Verbesserung der mentalen Gesundheit und zur Förderung der inneren Ruhe. 

Ende der 70er Jahre hat der amerikanische Neurobiologe Jon Kabat-Zinn das MBSR Programm ins Leben gerufen (Mindfulness Based Stress Reduction = Stressbewältigung durch Achtsamkeit), ein 8-wöchiges Achtsamkeitstraining, bestehend aus Sitz- und Geh-Meditationen, einfachen Hatha Yoga Übungen, weiteren Achtsamkeitsübungen, wie dem Bodyscan und unterschiedlichen Theoriethemen. Seither gibt es viele Forschungsergebnisse, die die Wirkung von Meditation auf unser Gehirn und unser Sein wissenschaftlich belegen. 

Es gibt viele verschiedene Formen und Techniken der Meditation, aber im Allgemeinen beinhaltet sie das bewusste Lenken der Aufmerksamkeit z.B. auf den Atem, ein Mantra, das Betrachten einer Kerze, eine körperliche Empfindung oder den gegenwärtigen Moment selbst.

Meditation ist Selbsterforschung und Selbsterkenntnis. Wir richten die
Aufmerksamkeit nach innen, weg von den Ablenkungen im Außen und werden zu
einem inneren Beobachter und nehmen alles wahr, was sich von Moment zu Moment im Inneren zeigt.

In der Achtsamkeitsmeditation ist der Atem das Meditationsobjekt, den wir
beobachten oder auch führen können.
Wenn in der Meditation Gedanken aufkommen, was oft passiert, beobachten wir sie, ohne etwas anderes zu tun. Wir versuchen weder, die Gedanken aufzuhalten, noch sie zu verändern. Wir lassen sie fließen.

Es geht nicht darum ohne Gedanken zu sein, da sich Gedanken immer wieder einstellen. Es geht vielmehr darum, sie zu erkennen als das, was sie sind, nämlich nur Konstrukte des Geistes und sich nicht von ihnen bestimmen zu lassen. Dies versetzt uns in die Lage zu wählen, wie wir reagieren und handeln wollen.

Brauchen wir eine bestimmte Meditationshaltung?

Um zu meditieren, musst Du Dich nicht verknoten oder im Schneidersitz bzw. Lotussitz zu sitzen, wenn Dein Körper das nicht zulässt. 
Es braucht jedoch eine Haltung, die einen gewissen Wachheitsgrad erfordert und in der Du nach Möglichkeit nicht einschläfst. Der Rücken sollte aufgerichtet sein, und die Hände können im Schoß oder auf den Oberschenkeln liegen. Die aufgerichtete Position braucht es, um tief und gleichmäßig atmen zu können. 

Was die Handhaltung betrifft, wirkt es eher beruhigend und erdend, wenn die Hände mit den Handflächen nach unten auf den Oberschenkeln abgelegt sind und energetisierend und empfangend, wenn die Handflächen nach oben zeigen. Du kannst auf einem Stuhl sitzen oder auf einem Kissen auf dem Boden.

Du kannst aber auch im Liegen meditieren, wenn es Dir angenehmer ist. 
Wenn Du Dich damit wohlfühlst, kannst Du Deine Augen schließen, um zu meditieren oder den Blick vor Dir auf einen bestimmten Punkt am Boden oder an der Wand richten.

„Die Meditation ist eine Art von Beschäftigung, wenn nicht gar die einzige, bei der es
nicht darum geht, etwas zu erreichen oder irgendwohin zu gelangen, sondern darum, "vollkommen da zu sein, wo man gerade ist“. (Jon Kabat Zinn)

Was Meditation bringt? - Der Grund, warum ich meditiere 
  • Den Fokus nach innen lenken, hin zu mir selbst 
In der Meditation geht der Weg nach innen, weg von den Ablenkungen und Zerstreuungen im Außen. Das kann erst einmal Überwindung kosten, denn dann bin ich auf mich selbst gestellt und alleine mit dem, was jetzt in mir passiert. Manchmal ist es angenehm, manchmal aber auch unangenehm, wenn z.B. schwierige Gedanken oder Gefühle aufkommen, von denen ich mich sonst lieber ablenke. 

Allerdings ist es auch nur in der Stille möglich, mir bewusst zu werden, was wirklich wichtig und wesentlich für mich ist, wenn ich mich auf mich besinne und alles, was ablenkt, einfach mal nicht da ist. Wir tragen alles in uns, was wir wirklich brauchen. Alle Antworten und alles Wissen, was wir für die Lösung unserer Herausforderungen brauchen, ist in uns. Dafür gilt es, sich wieder zu öffnen und die Meinungen der anderen einfach mal hinter sich zu lassen. Erst wenn sich das Chaos im Geist gelegt hat, ist es wieder möglich einen klaren Gedanken zu fassen und Lösungen zu finden.  

In der Meditation werden die Sinne zurückgezogen ins Innere. Die Augen sind geschlossen. Alles, was über die Nase, die Ohren und die Haut wahrnehmbar ist, gehört einfach dazu in genau diesem Moment. Es ist, wie es ist - von Moment zu Moment und für die Zeit, in der ich in Stille verweilen möchte. Deshalb ist es auch ratsam, mit kleinen Schritten, wie z.B. 5 oder 10 Minuten Meditationspraxis zu beginnen und die Zeit dann langsam zu steigern, um sich am Anfang nicht zu überfordern. Was bringt Meditation? - Mehr Klarheit für mich selbst.

  • Den Atem spüren und beobachten
In der Achtsamkeitsmeditation ist der Atem das Meditationsobjekt und der Anker, zu dem ich jederzeit wieder zurückkehren kann, wenn ich in Gedanken abgeschweift bin. Wenn Du anfängst mit Meditation, hilft es, den Atem zu führen, z.B. auf 4 zu zählen, mit der Einatmung, kurz inne zu halten und dann auch auf 4 Zähler wieder auszuatmen. Du spürst die Wellen des Atems, und verbindest Dich somit mehr und mehr mit Dir selbst. Wenn Du den Atem führst, hat der Geist noch etwas zu tun und schweift weniger schnell ab. Du kannst den Atem aber auch einfach nur beobachten und ihn fließen lassen. 

Der Atem ist ein wunderbarer Indikator, der Dir sofort zeigt, wie Du Dich gerade fühlst. Wenn Du gestresst bist, ist Dein Atem zum Beispiel kurz und unregelmäßig, und wenn Du entspannt oder ruhig bist, fließt der Atem gleichmäßig. Was bringt Meditation? - Mehr Bewusstheit für Deinen Atem und Dein momentanes Befinden.
  • Den Körper und die Empfindungen im Körper spüren
In der Stille und in der Verbindung zu mir kann ich meinen Körper spüren und z.B. wahrnehmen, wie verspannt ich bin, wie unruhig ich bin oder dass ich einen Druck in der Magengegend habe, etc.

In der Hektik des Alltags gehen sogar diese Empfindungen oft unter oder werden ignoriert, weil dafür in dem Moment einfach keine Zeit ist, was sich auf Dauer sehr ungünstig auf die Gesundheit auswirken kann und auch ins Burnout führen kann, wenn Körpersignale langfristig ignoriert werden. Viele Menschen, die gestresst sind und das Gefühl für ihren Körper verloren haben, können in der Meditation wieder anfangen, den Körper zu spüren. Was bringt Meditation? - Wieder ein Gespür für den eigenen Körper und die eigenen Empfindungen zu bekommen.
  • Sein mit dem, was gerade da ist
Meditation ermöglicht mir, zu erkennen, was gerade da ist, wie z.B. Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen, etc. - manchmal ist das angenehm, manchmal unangenehm. Es ist ein “Sich einlassen” auf die momentane Situation, auf Licht und auch auf Schatten. Dadurch, dass ich mich auch auf herausfordernde Gedanken und Gefühle einlasse, erkenne und spüre ich, dass alles zu mir gehört, dass Gefühle gefühlt werden wollen, und dass ich auch alles “aushalten” kann, sofern es sich nicht um schwere Traumata, etc. handelt, die Hilfe von außen bedürfen. Das hilft mir letztendlich, alles, was in mir ist, zu fühlen, zu integrieren und führt auf Dauer zu einem Gefühl von innerer Freiheit und Vertrauen in mich selbst und die eigenen Fähigkeiten. Was bringt Meditation? - Sie bewirkt mehr innere Freiheit und Vertrauen.
  • Gedanken beobachten und stoppen
In der Meditation kann ich eine Beobachterposition einnehmen und beobachten, welche Gedanken kommen und auch feststellen, dass es immer wieder die gleichen oder ähnliche Gedanken sind, je nachdem, was gerade los ist im Leben. Außerdem erkenne ich, dass die Gedanken ganz automatisch kommen, ohne mein Zutun. 

Das bedeutet, “es denkt in mir”. Ich bin nicht meine Gedanken, sondern ich habe Gedanken, kann sie beobachten und kann sie demnach auch stoppen. Ich kann mich also bewusst entscheiden, aus einer Negativ-Gedankenspirale auszusteigen und an etwas Positives zu denken. Was bringt Meditation? - Die Erkenntnis, Gedanken stoppen und ändern zu können.
  • Handlungsmuster erkennen
Wie oben schon erwähnt, erkennen wir in der Meditation unsere Gedanken und die damit verbundenen Gefühle. Was wir denken und was wir fühlen, ist wiederum dafür verantwortlich, wie wir handeln. Sobald mir also bewusst wird, warum ich so handle, wie ich es tue, kann ich auch eingreifen und dieses Muster verändern. Ich bin dann nicht mehr in meiner automatischen Handlung gefangen, sondern kann die Macht und die Verantwortung für mein eigenes Tun übernehmen. Was bringt Meditation? - Ich erkenne, dass ich selbst verantwortlich bin für mein Handeln.
  • Selbstmitgefühl entwickeln
In der Meditation stelle ich eine tiefe Verbindung zu mir selbst her, erkenne meine Stärken, Schwächen und auch Unvollkommenheiten. Dadurch, dass ich mir selbst offen und neugierig begegne, entwickele ich mit der Zeit mehr und mehr Wohlwollen und Mitgefühl für mich selbst und akzeptiere mich in meinem “So sein” mit allem, was mich ausmacht, auch den Fehlern, Ecken und Kanten. Ich entlarve den inneren Kritiker, erlaube mir so zu sein, wie ich bin und finde zu echtem Selbstmitgefühl. Was bringt Meditation? - Die Entwicklung von Selbstmitgefühl.
  • Leichter mit stressigen Situationen umgehen
Wenn ich lerne, meine Gedanken zu beobachten, mit Gefühlen umzugehen, meine Handlungsmuster zu erkennen, anzunehmen, was ist und Selbstmitgefühl zu entwickeln, dann erkenne ich, dass das Leben immer im Fluss ist, nichts gleich bleibt und Veränderungen an der Tagesordnung sind.

Somit lasse ich mich nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen und lerne, leichter mit sressigen Situationen umzugehen. Ich weiß zum einen, dass sich die Situation auch bald wieder ändern wird und ich habe das Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten, um mit der Situation umgehen zu können und sie zu lösen. Was bringt Meditation? - Ich lerne, leichter mit Stress umzugehen.

Ich finde es definitiv nicht langweilig, Zeit mit mir selbst zu verbringen, einzutauchen in meine innere Welt und die äußeren Ablenkungen mal hinter mir zu lassen.
Zum Meditieren braucht es die Absicht, dies zu tun, eine gewisse Disziplin, Eigeninitiative und Durchhaltevermögen. Meditation ist eine Praxis, die geübt werden will. Du spürst die Wirkung nur, wenn Du es regelmäßig tust und dran bleibst, wie auch beim Klavierspielen. Nur dann können sich innere Ruhe und mehr Gelassenheit aufbauen. Es ist also kein “nur Rumsitzen”, wie meine Tochter es so schön genannt hat, sondern eine Praxis, die Dich nach innen führt.

Was bringt Meditation? Meditation bringt ein tiefes und umfassendes Verständnis für Dich selbst und lässt Dich erkennen, dass Du alle Antworten auf Deine Fragen in Dir findest. 

Wie ist es für Dich? Warum meditierst Du? Was bringt Dir Meditation? Ich freue mich auf Deine Antwort in den Kommentaren. 

Alles Liebe, Silke

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