„You are perfect as you are, with the need of a little improvement“(Sally Kempton)
An sich sind (Silvester)Vorsätze ja eine schöne Idee, viele Menschen nehmen sich zwischen den Jahren Zeit, sich damit zu beschäftigen. Ich persönlich mag diese Vorsätze nicht besonders, da sie oft aus einer Weinlaune heraus getroffen werden und dann wenig Substanz haben und auch schnell wieder aufgegeben werden.
Meiner Meinung nach ist es sinnvoller, sich nicht nur zum Jahreswechsel Gedanken zu machen, wie es weitergehen soll, sondern sich alle 2-3 Monate Zeit zu nehmen, sich Fragen zu Vorsätzen zu beschäftigen.
Um überhaupt, die Richtung bestimmen zu können, in die ich marschieren will, muss ich mir bewusst werden, wo ich jetzt gerade stehe. Hierfür braucht es Zeit und Muße, die Bereitschaft, genau hinzuschauen und mir selbst gegenüber ganz ehrlich und offen zu sein. Diese Übung machen wir wir im ersten Termin des MBSR Kurses. Es ist sowas wie eine Bestandsaufnahme, wir machen uns den Ist-zustand bewusst, ganz egal, ob uns gefällt, was uns da begegnet oder auch nicht. Es spielt in dem Moment auch keine Rolle, denn es „ist“. Einige Teilnehmer finden es schmerzhaft, sich bewusst und ohne Filter mit ihrem Ist-zustand zu konfrontieren und fragen sich: “Wie konnte es passieren, dass ich an diesen Punkt gelangt bin?“ Alles, was ich bewusst wahrnehme, kann ich auch verändern – muss ich aber nicht.
Die schnelle Lösung gibt es manchmal nicht, und das ist auch gut so. Wege und Möglichkeiten in die richtige oder zumindest in eine andere Richtung zu laufen, gibt es immer und daher hilft es auch, sich immer wieder mit Vorsätzen und Zielen auseinanderzusetzen.
Wenn ich nun gar keine Ahnung habe, wie die richtige oder andere Richtung aussieht, was mache ich dann?
Mach Dir eine Liste, mit all dem, was Dir wichtig ist, was Dir Freude macht. Das kann z.B. sein: Familie, Hobbies, alles, was Dir an Deiner Arbeit gefällt, Unternehmungen, die Dir was bedeuten, Zeit alleine zu verbringen...Schreib‘ Dir einfach alles auf, was Dir in den Sinn kommt.
Überlege Dir außerdem, was Du als Kind oder als Teenie gerne gemacht hast oder gemacht hättest, was aber aus irgendwelchen Gründen nicht möglich war, da es Dir nicht erlaubt wurde, es zu teuer war, oder der Platz fehlte, wenn Du zum Beispiel Schlagzeug o.ä. spielen wolltest. Dies können z.B. Hinweise auf Talente oder Leidenschaften sein, die Du komplett aus den Augen verloren hast, die Du aber jederzeit wieder aufleben lassen kannst, da Dir im Erwachsenalter nun andere Möglichkeiten offen stehen, Deine Vorsätze und Ziele zu erreichen.
Mach Dir außerdem eine Liste mit den Dingen, die Dich zum Strahlen bringen, die Dich nähren, Dich erfüllen und diese tiefe, innere Zufriedenheit in Dir auslösen.
Diese Dinge aufzuschreiben kann ganz hilfreich sein, wenn Du an einer Kreuzung in Deinem Leben stehst, wo Du überhaupt nicht weißt, wohin die Reise gehen soll. Du kannst so Impulse oder Ideen bekommen, möglicher Vorsätze und Ziele, die Du Dir setzen kannst oder möglicher Wege, die Du einschlagen kannst.
Die wenigsten von uns können von einem auf den anderen Moment komplett ihr Leben umkrempeln und alles hinter sich lassen. Einiges oder Vieles ist meistens ja auch gut, und dafür kannst Du Dich selbst loben, dafür dankbar sein und es wertschätzen. Wenn Du momentan z.B. in einem Job bist, der Dir überhaupt keinen Spaß mehr macht, es aber gerade auch nicht möglich ist, zu wechseln, dann kannst Du Dir die Freude zum Beispiel über ein neues Hobby zurück in Dein Leben holen und somit Zeit gewinnen, um in Ruhe über Deine Jobmöglichkeiten nachzudenken.
Wenn ich mir alle 2-3 Monate die Zeit nehme, und mich frage: „Wo stehe ich gerade, wo will ich hin, stimmt der Kurs noch?“...dann habe ich auch schneller die Möglichkeit, weiterzurudern, gegenzusteuern oder Anpassungen hinsichtlich meiner Vorsätze und Ziele vorzunehmen.
Diese kleinen Anpassungen und Korrekturen sind es oft, die alles verändern können.
Das Eingangszitat der Meditationslehrerin Sally Kempton mag ich sehr gerne! Auch wenn wir schon gut sind, können wir uns alle immer und stetig noch ein bisschen verbessern, ganz egal, wo wir gerade stehen.
Wenn wir in kleinen Schritten vorgehen und uns den Zielen in Etappen nähern, dann haben wir immer mal wieder ein Erfolgserlebnis, das anspornt, weiter zu machen. Ich brauche diese kleinen Schritte, muss mir Dinge vornehmen, die ich gut erreichen kann, ansonsten bin ich sehr schnell überfordert und verliere die Lust, weiterzumachen.
Um über die übergeordneten Ziele und Visionen im Leben nachzudenken, muss ich auch über meine Werte nachdenken und mir diese bewusst machen. Mögliche Werte sind z.B. Menschlichkeit, Zuversicht, Mitgefühl etc. Viele Menschen kennen ihre Werte gar nicht, oder sie sind ihnen nicht wirklich bewusst. Jeder Mensch lebt nach irgendwelchen Vorstellungen, die aber vielleicht übernommen wurden von Eltern oder früheren Bezugspersonen, die aber niemals reflektiert wurden oder in Frage gestellt wurden. Das “Warum“ zu kennen, finde ich durchaus wichtig. Warum handle ich so, warum mag ich dies und das, warum geht mir dies oder jenes gegen den Strich?
Eine Übung, die mir sehr gut gefällt, ist folgende: „Wenn Dein Leben ein Buch wäre, was wäre der Titel und in welchem Kapitel befindest Du Dich gerade?“
Schreib‘ Dir alles auf, was Dir in den Sinn kommt. So hast Du die Möglichkeit, es zu einem späteren Zeitpunkt nochmal nachzulesen. Auch wenn Du Dich in einem „Umweg-Kapitel“ befindest, das Dir momentan sehr unsinnig erscheint, so wirst Du die Bedeutung irgendwann zu einem späteren Zeitpunkt verstehen und vielleicht dankbar sein für das Geschenk, das Du daraus mitnehmen konntest.
Viel Freude bei Deinen Notizen und alles Liebe für 2021,
Silke