Wir setzen uns zum Beispiel hin zur Meditation und wollen am liebsten sofortige Stille im Geist – meistens funktioniert das aber nicht. Es ist eine Übung – und wie beim Gitarrespielen muss ich beharrlich üben, um voranzuschreiten. Manchmal habe ich Lust, die Gitarre in die Ecke zu stellen und es sein zu lassen, wenn ich das Gefühl habe, auf der Stelle zu treten und trotz Übens keine Fortschritte zu machen.
Das Vertrauen darauf, dass sich das Können mit wachsender Übung einstellen wird, lässt mich weiterspielen. Mit der Achtsamkeitspraxis verhält es sich genauso. Am Anfang ist man kein Meister, und es gibt auch trotz fortgeschrittener Übungspraxis nicht immer Ruhe im Geist.
Wenn alles gut läuft, lernen wir von Kindesbeinen an zu vertrauen und entwickeln dieses sogenannte Urvertrauen,
dass Menschen und Dinge, so wie sie sind, zunächst einmal in Ordnung sind. Es kann natürlich auch anders laufen und Menschen lernen schon in frühester Kindheit, dass Bezugspersonen nicht verlässlich sind, was zu generellem Misstrauen gegenüber anderen Menschen führt.
Vertrauen bedeutet, sich auf jemanden oder eine Situation einzulassen, sich zu öffnen für Neues
und die Gedanken und Gefühle mitzuteilen. Vertrauen bedeutet Freiheit, Handlungsspielräume haben und gewähren. Dieses Sich-Öffnen und Sich-Einlassen macht verletzbar. Das Geschenk dafür ist Nähe, Intimität, Vertrautheit, Zusammenhalt, etc. Vertrauen bedeutet auch, jemandem etwas zuzutrauen und Zweifel und Ängste loszulassen.
Wie es wirkt, sehe ich gerade bei meiner großen Tochter, die beinahe erwachsen ist. Ich vertraue ihr komplett und erlaube daher auch viel. Es gab nie Grund, es nicht zu tun und Einschränkungen zu machen. Sie lernt dadurch zu fliegen, Verantwortung zu übernehmen, ihre eigenen Erfahrungen zu machen, Fehler zu machen und mit den entsprechenden Konsequenzen umzugehen.
Sich selbst vertrauen – Selbstvertrauen ist die Basis, um anderen Menschen vertrauen zu können
und gesunde und erfüllende Beziehungen aufzubauen, privat und auch beruflich. Wenn ich an mich selbst und die eigenen Fähigkeiten glaube, dann wage ich mich auch an knifflige Aufgaben heran, an Situationen, deren Ausgang ungewiss ist. Manchmal misslingt ein Schritt, was nicht schlimm ist. Daraus kann ich wieder neue Erkenntnisse gewinnen und weiter wachsen. Wenn ich erkenne, dass die meisten Fehltritte oder vermeintlichen Fehler keine dramatischen Auswirkungen haben, lerne ich, nach und nach mehr Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten zu haben.
Wir selbst wissen am besten, was gut für uns ist. Daher ist es viel wichtiger zu tun, was man selbst für richtig hält,
als der Meinung anderer zu folgen, auch wenn unser Umfeld unseren Weg nicht versteht. Viele Erfahrungen, die ich auf Umwegen mache, führen mich zu neuen Ideen und Denkanstößen, die mir sonst entgangen wären. Die Erfahrungen, die ich mache, wenn jemand mein Vertrauen missbraucht, helfen mir, zu wachsen und auch meine Menschenkenntnis zu erweitern.
Vertrauen entsteht im Jetzt
und daraus, dass ich Menschen und Dinge annehme wie sie sich im gegenwärtigen Moment darstellen. Wie sich die Zukunft darstellen wird, bleibt ungewiss. Es ist eine Hingabe an Veränderungen und Wandel, ohne zu wissen, was passiert.
Es bedeutet, dem Nicht-Wissen zu vertrauen, zuversichtlich zu sein, dass sich die Lösung oder das Wissen, was zu tun ist, zur rechten Zeit einstellen wird. Wir geben die Kontrolle ab, lassen los und lassen geschehen.
Im Vertrauen fühle ich mich lebendig und abenteuerlustig
und mag nicht immer vernünftig sein. Ein Leben ohne Vertrauen, ist dagegen ein bisschen wie Essen ohne Salz. Dann bin ich abgeschnitten von vielem. Die Folge ist Kontrolle, und wenn ich kontrolliere, dann enge ich ein und zwar mich selbst und auch andere. Im Kontrollmodus kann ich nicht frei sein, sondern bin gefangen in Ängsten, negativen Gedanken und Gefühlen.
Vertrauen bedeutet Herausforderungen anzunehmen, in die gewollte Richtung zu marschieren und das Nötige zu tun, um das gewünschte Ziel zu erreichen. An einem gewissen Punkt muss ich dann aber auch loslassen und den Dingen erlauben, sich auf ihre eigene Weise zu entwickeln.
In der Achtsamkeitspraxis nehme ich die Herausforderung an, beobachte mich selbst, alles was in meinem Inneren und auch im Außen passiert, bin ganz präsent – und irgendwann stellt sich mehr Ruhe und Wissen ein.
Alles Liebe, Silke